Bericht in der Fachzeitschrift "Info-Sicherheit"

Der stämmige Angreifer glaubt, ein leichtes Spiel zu haben. An der Seite des Promis registriert er lediglich eine junge Frau. "Offenbar eine Begleiterin", denkt der bewaffnete Täter und stürzt sich auf die Schutzperson. Doch Sekunden später liegr er am Boden und blickt in den Lauf seiner eigenen Pistole. Die eher zierlich Personenschützerin (1,68, 55 Kg) hatte ihn bezwungen. Das, was in diesem Fall im Sportzentrum Satori in Postdam-Babelsberg als Übungslage trainiert wurde, kann real jeden Tag geschehen. Denn weibliche PS-kräfte wie die 18-jährige Berlinerin, kommne immer häufiger zum Einsatz.
Der abrupte Ausgang der Übung macht den Kardinalvorteil der wehrhaften Dame deutlich. Während Männer eine höhere Präventivwirkung für sich verbuchen können, operieren Frauen mit dem Faktor Unaufälligkeit. Angreifer halten sie nicht selten für eine ungefährliche Staffage der Schutzperson. Doch selbst wenn sie die weiblichen Kräfte als Personenschützerinnen erkennen, unterschätzen sie oftmals ihre "Kampfkraft". In beiden Fällen ist der Effekt derselbe: Personen, die ihr Gegenüber falsch einschätzen, sind leicher zu überraschen. Schneller, als ihnen lieb ist, merken sie, daß Kampftechnik bekanntlich kein Ergebnis von Größe und Muskelspiel ist, sondern ein Zusammenspiel von Schnelligkeit, Konzentration und Körperbeherrschung.
Dies gilt im Übrigen nicht nur für den Personenschutz, sondern auch für andere behördliche oder private Sicherungsbereiche. "Frauen reagieren oft schneller als Männer", attestiert der Chef von Kristin Schade, der Berliner Sicherheitsfachmann Christian Engel. Und sie sind in vielen Fällen die besseren Beobachter. Das wußten schon die frühen Kriminalisten und setzten bei Observationen gemischte Teams ein. Die typisch weibliche Intuition verleiht zudem ein feines Gespür für heikle Situationen - ein Pluspunkt, der gerade im sensiblen PS- Bereich von nicht zu unterschätzender Bedeutung ist. Nicht ohne Grund gehören den meisten Personenschützerteams, und das sogar im männerdominierten Secret - Service des amerikanische Präsidenten, stets auch Frauen an.
Während manche männliche Personenschützer zuweilen im übertriebenen Sinne präsent sind, (ein Beispiel ist der seinen höchstrangigen Chef aus dem Berliner Regierungsviertel um Haupteslänge überragende Beamte, der mit finsterer Entschlossenheit in die Kameras starrt), ist die Waffe der Frauen die Kaschierung ihrer tatsächlichen Mission. Ein männlicher Bodyguard wird viel schneller
erkannt (und mit ihm auch der besondere Status der Schutzperson).
Allerdings ist der Weg zur Personenschützerin ein überaus Dornenreicher: "Nur zwei von 100 Frauen schaffen die Ausbildung", macht Christian Engel gegwenüber Info Sicherheit deutlich. Die Anstrengungen lohnen sich aber, denn in der PS-Branche wird gut verdient. 30€ pro Stunde sind das Minimum und bei kniffligeren Lagen gibt es weitaus mehr.
Weibliche Fachkräfte - das ist für viele PS-Agetutren bereits ein Muss. Denn bei einigen Auftritten sind die Herren der Schöpfung gänzlich unerwünscht. So werden für den Schutz von Frauen aus den Golfstaaten und anderen streng islamischen Ländern ausschließlich Geschlechtsgenossinen akzeptiert. Auch manch europäischer Ehemann bevorzugt nicht erst seit dem Kinofilm "Bodyguard" kampferprobte Damen an der Seite seiner schutzbedürftigen besseren Hälfte.
Der PS-Bereich kommt ebenso wie andere Sicherheitsdienstleistungen auch der familiären Situation der Frauen entgegen. Personenschutzaufträge sind größtenteils keine Ganzjahresaufgaben, sondern fallen von Zeit zu Zeit an. Dadurch ist es weiblichen Kräften möglich, in Teilzeit berufstätig zu bleiben. Einige Frauen, die in niedrig entlohnten Hauptberufen tätig sind, nutzen PS-Tätigkeiten zur Aufbesserung der Haushaltskasse.